Sonntag, 27. Februar 2011
Hart wie Kameldornholz in Namibia


Nach knapp 2 Monaten Surfen, Essen, Fettbewerb, Trauzeuge sein, Yoga (musste ich machen!), Patrick unter die Haube bringen, Rammsteinkonzert und Weinverkosten ist es soweit! Der Kühlschrank kommt wieder in den Defender, die neue Karte wird auf das Navi geladen, und es geht los von Kapstadt nach Namibia. Es wird heiß werden, soll aber auch viel geregnet haben in den letzten Wochen, es sind einige Strassen gesperrt, irgendwo muss das ganz Wasser ja abfließen!
Entlang der Cape Namibia Route geht es 800 km Richtung Norden über die Grenze nach Namibia. Die Orte entlang der Strecke prägen sich ein (Bitterfontain, Pofadder) und wohnen möchte ich da auf gar keinen Fall ("Ja Hallo, ich komme aus Pofadder!").
Egal, mein Ziel ist Namibia. Nachdem ich die letzten essbaren Tiere in Kenia gesehen habe, wollte ich unbedingt mit dem Defender in den Norden zum Etosha Park, dann weit nach Osten ausholen und über Botswana zurück fahren. Wie sich schon während meiner Tour gezeigt hat, bringt eine anständige Planung rein gar nichts! Schon kurz nach der Grenze will ich am Grenzfluss entlang durch den Fish River Canyon fahren. Der ist aber gesperrt durch den vielen Regen der letzten Wochen. Naja dann eben nicht. Die Strassen in Namibia sind, bis auf ein paar grosse Hauptstrassen, alle Schotterpisten von sehr guter Qualität. Nur der Regen sammelt sich in kleinen Bächen und fließt dann quer über die Strasse oder hinterlässt eine tiefe Schneise. Es gab auf jeden Fall gut zu tun für meine Diesellotte (sie hat alle gemeistert :-)


Nach der Durchquerung einer etwas tieferen "Pfütze"

Ansonsten ist nicht viel los auf den Strassen. Man trifft 10 andere Auto pro Tag und ich gerade am ersten Tag geht es gleich durch eine Steinwüste, es ist heiß und über Stunden kommt mir niemand entgegen. Dann kommt doch ein Auto! Wir grüßen uns, fahren aneinander vorbei, hmm die Typen kenne ich doch?! Es sind drei Belgier, die ich das letzte Mal im Nordsudan getroffen habe! Nach vier Monaten treffen wir uns auf einer kleinen Popelstrasse in Namibia wieder. Unglaublich dieser Zufall. Sie waren am Fish River Canyon, dort will ich heute noch hin und dann da meine erste Nacht verbringen. Wie schon auf der ganzen Tour bleibe ich nicht lange alleine. Ich treffe auf Eva und Hanni, zwei Österreicherinnen auf Namibiatour. Wir campen gemeinsam und brechen alle Poolvorschriften des Zeltplatzes gleich am ersten Abend (nach zwei Flaschen Kennenlernrotwein).


Fish River Canyon

Am darauf folgenden Tag geht es gemeinsam nach Lüderitz.
Wundert euch nicht über die Ortsnamen (jetzt kommt etwas Geschichte!) aber Namibia hieß mal Deutsch SüdWest, das ist 100 Jahre her und viele der Ortsnamen sind geblieben. Auch kann ich bei der maximal pikmentierten Kuchenfachverkäuferin meinen Käsekuchen im feinsten deutsch bestellen. Ein echt merkwürdige Erfahrung. Lüderitz sieht übrigens aus wie Saßnitz! Fischerboote, Möven und Fischgeruch in der Luft. Nur die Fischer sehen etwas anders aus.


Fast in Lüderitz


Soldatenfriedhof vor Lüderitz


Werkstatt in Lüderitz


Am Strand von Lüderitz, ist immer ein wenig bedeckt am Wasser...

Langsam bekomme ich das Gefühl meine neuen Reisebegleiterinnen haben mich nicht nur ausgewählt, weil ich so abwechslungsreich gekleidet bin, ihre Autobatterie ist fertig und es darf zum Start geschoben werden. Auch mein Kühlschrank ist sehr beliebt ;-) Wir besorgen eine neue Batterie für die Mädels (auch hier wird deutsch gesprochen) und der zarte "Batteriejunge" entpuppt sich als Mädchen. Eine schräge Stadt, die noch eine schrägere Attraktion vor ihren Toren hat.
Kohlmannskopp ist eine 100 Jahre alte Geisterstadt, in der von einem deutschen Bahnbeamten Diamanten im Wüstensand entdeckt wurden. Es ging steil bergauf (mitten in der Wüste gab es Kegelbahn und Schwimmbad), dann nach ein paar Jahren war alles vorbei und die Stadt verfällt, versandet langsam in der beginnenden Namibwüste.


Kohlmannskopp




Oh wir verlassen die Stadt, was machen wir noch schnell? Genau wir reißen die Badewanne raus und werfen sie draußen in den Sand. Logisch, würd ich auch machen


Mit Anschluß ans Schienennetz!






Das Außenklo









Von hier fahren wir noch zu dritt Richtung Norden, zu den Dünen von Sossusvlei. Noch zu dritt, weil Nr.4 oder auch Anschieber Nr. 2, wie sich bald rausstellen wird, treffen wir auf der Strasse beim gemeinsamen Savannabierchenstop. Marion ist Deutscher, trägt sein Haar offen, ist der Rockmusik nicht abgeneigt und fährt einen Defender V8 durchs südliche Afrika. Auch sein Defender hat kleine Wassereinbrüche erleiden müssen. Die Kupplung schwächelt und so fahren wir dann zu viert in meinem Defender weiter in die Namibwüste.


Sollte jeder Defender haben: die Werkbank immer dabei :-)

Einmal zum Sonnenuntergang, einmal zum Sonnenaufgang. Am Gate müssen wir unser Ticket zeigen. Das ist versehen mit Namen und Autokennzeichen. Bezahlt hat Marion, ich fahre natürlich meine Diesellotte, das sorgt für Verwirrung am Gate. Die schlecht gelaunte Dame will wissen, ob ich Mario bin. Um es so einfach wie möglich für sie zu machen (Guter Ronny, Danke ;-), nicke ich artig, zeige Zähne und bin ab da für sie Mario! Immer wenn wir diese Gate passierte, strahlte mich die gute Frau aus ihrem Haus an und rief entzückt Marrriiiooooo. Ab da keine Kontrollen mehr und viel Gelächter bei uns im Auto. Naja vielleicht sollte ich noch was zu den Dünen sagen, sie sind ein Höhepunkt meiner Reise gewesen, bei richtigen Licht sehen sie unglaublich schön aus, sie sind bis 400 m hoch, dann gibt es noch einen ausgetrockneten See mit abgestorbenen Bäumen. Ach schaut euch einfach die Bilder an, die können doch ein wenig mehr aussagen!
War eine schöne Woche mit meinen drei Begleitern, voller illegaler Aktionen und ich war ausnahmsweise mal der Jüngste!














Viele Eier sind gut für den jungen Mann!!


Solitaire, frischer Apfelkuchen und toller Zeltplatz






Rostock - Greifswald 100km?


Nach über einer Woche kommen wir in Swakopmund an. Alte Fachwerkhäuser, eine Seebrücke und deutsche Strassennamen. Ziemlich kitschig das ganze. Es gibt ein Denkmal für die "tapferen" Soldaten, die damals die Herero in die Wüste getrieben haben und sie dort verdursten ließen. Wundert mich, dass es noch steht. Ein Antikladen setzt auch ganz auf die alten Symbole. Es gibt eine eigene Adolf Hitler Ecke mit alten Bilderalben der deutschen Familien beim Kaffee, die Kinder spielen im Garten und schwups auf der nächsten Seite sitz der Onkel Adolf im Korbstuhl mit Blondi an seiner Seite. Ein paar Postkarten hab ich dann doch erstanden (zeigt eine MG-Stellung in Deutsch Süd West).
Der Ort ist recht Touriverseucht, die Namaqua, eine Volksgruppe in Namibia, haben einen Stand mit Ketten usw. Die Namaqua sind komplett mit roter Erde eingerieben, um sich vor der Sonne zu schützen und tragen nur an den wichtigsten Stellen Lederlappen. Die Brüste erachten sie dabei übrigens nicht als wichtig! Hab mir alles genau angeschaut und nach dem 100sten "Hallo" der Mädels bin ich weiter - ohne was zu kaufen.
(@Jensi: hab kein Bild von den Mädchen!!!)


Swakopmund






Hab übrigens erst die Mitte von Namibia erreicht und will in vier Tagen wieder in Kapstadt sein. Also wieder keine Tiere sehen und langsam den Heimweg antreten! Dabei geht es erst nach Windhoek über "Bulls Party" ein sehr schöner Zeltplatz. Ich bin spät gestartet und so muss ich die beiden Flüsse auf dem Weg zum Zeltplatz in der Dunkelheit überqueren, treffe auf ein paar Giraffen und dämlich Kühe, die im Fluss stehen, in meine Scheinwerfen glotzen und nicht weg gehen. Die Giraffen sind neben einer schwarzen Kobra, Affen und vielen Skorpionen meine einzigen Tiersichtungen, mal abgesehen von dem Plastikelefanten am Flughafen von Kapstadt (also Melanie, hast nichts verpasst ;-).
Es folgen 3 Tage, die nur aus Fahren bestehen. Unterwegs fahre ich durch fette Regenschauer, dann ist es wieder extrem heiß! Dabei habe ich immer das Fenster offen (so es nicht regnet) und das Gefühl, dass ich mit offenen Augen in einen Föhn schaue. Während dieser natürliche Föhn meine Augen austrocknet, leuchtet, keine 50 km vor der Grenze nach Südafrika, meine Batterielampe auf. Diese unwillkommene Abwechslung mag ich gar nicht. Hatte ich doch noch in Nairobi meine Lichtmaschine überholen lassen, fällt sie jetzt 100% aus. Das bedeutet, die restlichen 900km bis Kapstadt müssen meine beiden Batterien so durchalten. Das funktioniert dann auch und nach 2 Wochen und 5000 km bin ich wieder in Mother City.
Zusammen sind es jetzt 31000 km seit ich aus Greifswald, genau vom Greifswalder Tierpark (hab mich da in eine Mitarbeiterin verschaut), los gefahren bin. Bin sehr stolz auf mein Auto und nochmal vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben!!! Es hat sich alles bewährt, und der Innenausbau wurde ausnahmslos bewundert und das nicht zu knapp!

Ich habe doch recht viele Bilder gemacht in Namibia, es wären zu viele im Blog. Somit HIER wieder ein link ins Picasawebalbum, eine bessere Auflösung gibts dazu! Noch ein Hinweis für die Computerwenignutzer: ihr müsst auf das in einer anderen Farbe dargestellte HIER klicken!
HIER
HIER
HIER

Ja das ist dann wohl der vorletzte Beitrag meinerseits :-(
Es bleiben mir noch 3 Wochen hier in Kapstadt. Am Dienstag kommen der Defender und die beiden Bikes von Jakob und Max in den Container zusammen mit vielen Flaschen edlen südafrikanischen Traubensafts. Zurück bleibt eine Garnitur Unterwäsche, kleines Brett+kleines Segel und der reichlich gefüllte Pass, in dem einige Seiten einem StempelGangBang gleichen!

Ein kleiner Abschlußbericht mit der so vernachlässigten Statistik ist aber noch fällig!




Hier Jensi, endlich mal wieder ein bunter Vogel!


Köcherbaumwald




Doch noch Tiere gesehen




Was es da wohl zu kaufen gibt??


Wasserdurchfahrt







Gelöste Probleme: fehlender Einreisestempel für den Defender in die südafrikanische Zollunion -> hab nach kleiner Aussprache mit den wie immer faulen Zöllnern einen Einreisestempel von Namibia nach Südafrika bekommen (ist wichtig für die Verschiffung des Autos)

Neue Probleme: bin am 17.12. nach Südafrika eingereist (Visum gilt 90 Tage), bekomme kein neues Visum, trotz der 2 Wochen in Namibia. Damit kann ich nur noch bis zum 16.03 hier bleiben, das deckt sich aber nicht ganz mit meinem Rückflugtermin am 21.03. Lösung noch nicht in Sicht...

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Hilfs - Angebot
Moechte nicht viele Worte machen,aber habe 15 Jahre in Deutsch-Sued-West und in der Western Province gelebt.
Solltest Du Hilfe in Cape Town brauchen melde Dich einfach..,kenne dort wie in Namibia sehr viele Menschen....

Thomx

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danke :-)
vielen dank für das nette angebot!!!
bis jetzt ist alles erstaunlich gut verlaufen *aufholzklopf*
es sind auch nur noch wenige Tage, dann geht es wieder richtung norden...

bernd :-)

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Fernwehhhhh
Ich kann ich mich nur immer wiederholen. Tolle Bilder. Frank und ich haben dich für einen Vortrag bei uns in der FG schon mal angedacht. Aber keine Angst, wir geben dir ein paar Tage um den vorzubereiten ;-)
Der Piepmatz dürfte ein Dorfweber sein(Ploceus cucullatus).
Und wegen der Bilder der barbusigen Madels, hm, da hab ich gerade keine Verwendung für. Bei mir hat sich privat was geändert. Aber das ,wenn du wieder da bist.
Ich wünsche dir noch eine super-Rest-Zeit. Geniesse die letzten Wochen. Hier wird es so langsam auch wärmer, haben Tags schon +Grad, wow.

Viele Grüße aus der Heimat
Jens

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Jau Jensi!
Deine Wiederholungen gehn runter wie öl, mein langhaariger, plötzlich hupenbilder ablehnender Freund!
Freut mich für dich (das du nun solch Bilder nicht mehr brauchst)!
Den Piepmatz, der zwischen Dachträger und Sandblechen vermodert, ist auch mit im Container, brauchte den Dachträger nicht abschrauben (freust Dich?)
Vortrag in FG?? Hab doch nur einen Storch gesehen und der war bestimmt zu blöd den Weg in den Norden zu finden... naja ist zwar nicht mein Fachgebiet *räusper* aber fein, ich mach es :-)

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Torschlusspanik
Hallo Bernd - alias Lactoman (du verstehst es!) ;o),
Asche auf mein altes, aber volles Haar!
Ich hatte in den letzten Monaten das dringende Bedürfnis hier mal einen sinnvollen und aufmunternden Beitrag zu texten. Ständig kamen Vergesslichkeit, die Tagespresse, das Fernsehprogramm, Müdigkeit oder einfach nur ein viel zu kurzer Tag dazwischen :o). Tolle Leistung von mir, dass ich kurz vor Deiner Rückkehr noch versuche, diesen Vorsatz zu retten. Ich wusste aber immer, dass Britschi unsere Familie treu vertritt. Sie war in Wort - ICH natürlich ständig in Gedanken bei Dir :o). Ich freue mich auf Deine Rückkehr und den langen spannenden Reisebericht. Vorab schonmal: RESPEKT!
Gemessen an der vergangenen Zeit sage ich mal: Bis gleich...! Viele Grüße, Billy

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